Wissenswertes
Hier finden Sie weitere, über die Steckbriefe hinausgehende Informationen zur Bewirtschaftung und Pflege von Wässerwiesen.
Grabenpflege einfach gemacht
Einmal jährlich pflegen ehrenamtliche Mitarbeiter die Gräben einer Wässerwiese in Lommel, Belgien. Um sich die Arbeit einfacher zu gestalten, sind sie auf eine so einfache wie geniale Idee gekommen: Sie bauten einen Rasenmäher, der normalerweise auf unebenem Gelände zum Einsatz kommt, in eine Art Grabenfräse um. Dafür entfernen sie die Rasenmäherklinge und tauschen sie durch eine neue Schneide aus - Marke Eigenbau. Die Schneide besteht aus einer Basis mit U-Profil, dessen Länge der Grabenbreite entspricht. An jede Seite wird dann eine Klinge geschweißt (siehe Abbildung 1).
Durch das "Nachziehen", also das Ausfräsen bestehender Gräben, wird die Erde darin aufgelockert. So müssen die Mitarbeiter nur noch die lose Erde mit einer schmalen Schaufel herausheben - ohne großen Kraftaufwand. Die Erde wird neben die Gräben abgelegt - wenn das erste Mal Wasser in die gereinigten Gräben läuft, werden Kerben in der Grabenkante mit der ausgehobenen Erde ausgefüllt, damit das Wasser gleichmäßig durch das Grabensystem fließt.
Untenstehend finden Sie ein Video, das die Grabenfräse im Einsatz zeigt. Eine Übersetzung des Videos aus dem Niederländischen ins Deutsche finden Sie in der rechten Spalte neben dem Kurzfilm.
Übersetzung
Wir sind hier im Norden der Gemeinde Lommel, an der niederländischen Grenze, nördlich des Maas-Schelde-Kanals. Wir stehen hier am Rande der Wässerwiese, ein Überbleibsel eines Projekts des belgischen Staates aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein großes Wässerwiesengebiet, das jedes Jahr mit Wasser aus dem Maas-Schelde-Kanal bewässert wird. Das Wasser gelangt über einen sogenannten Versorgungsgraben in das Wässerwiesensystem, das wiederum über viele kleinere Gräben auf die Wiese gelangt.
Jedes Jahr müssen etwa fünf Kilometer Grabensystem nachgezogen werden. Früher wurde das alles händisch gemacht, heutzutage machen wir das mit einer Maschine, die die Gräben auffräst. Anschließend wird das Material aus den Gräben herausgeschaufelt. Dann kann das Wasser sauber durchfließen, sich auf der Fläche verteilen und so die Bodenfruchtbarkeit und das Wachstum fördern.
Eigentlich dient das Projekt dazu, die Wässerwiese zu erhalten und für die Zukunft zu sichern, damit auch unsere Nachkommen die Landschaft so genießen können, wie unsere Vorfahren sie geschaffen haben, nicht nur wegen des kulturhistorischen, sondern auch wegen des ökologischen Wertes. Hier liegt ein enormes Potenzial für Pflanzen und Tiere, das nur erhalten werden kann, wenn wir für die Aufrechterhaltung der Bewässerung sorgen. Jedes Jahr, wenn die Bewässerung gerade erst begonnen hat und im Frühjahr die ersten Pflanzen zu sehen sind - das sind die schönen Momente, die Krokusse, Wiesenglockenblumen, Witwenblumen, alle die wunderschönen Pflanzen, die dafür sorgen, dass die Wiese ihre natürliche Schönheit behält.
Sämtliche Arbeiten erfolgen hier auf ehrenamtlicher Basis, alles nur, um die Natur zu bewahren. Es ist etwas Einzigartiges. Menschen, die kommen, weil sie dazugehören, weil sie gemeinsam an einem Projekt arbeiten und mit dem Ergebnis der wunderschönen Natur belohnt werden. Tatsächlich ist die Landschaft nie bereit für die Zukunft. Die Zukunft heißt bei uns: So bleiben, wie sie ist. Und das kann nur gelingen, wenn wir Jahr für Jahr die gleichen Anstrengungen unternehmen. Dann haben wir die Chance, dass es auch in Zukunft so bleibt oder dieses System sogar erweitert wird.
Wir freuen uns natürlich sehr über diese lobende Erwähnung [bei der Preisverleihung 2021 der flämischen Regierung für unbewegliche Kulturerben]. Es ist ein Ansporn, unsere Arbeit fortzusetzen. Es kann die vielen Freiwilligen ermutigen, sich weiterhin ehrenamtlich zu engagieren. Und es gibt den Menschen in der flämischen Region die Möglichkeit, ein sehr schönes Stück Natur kennenzulernen, das ihnen sonst verborgen bleiben würde.